Tach auch,

es gibt nicht genug Arbeit für alle! Diese Erkenntnis sollte sich jeder vor Augen führen, bevor er arbeitslose Menschen diffamiert! Wichtig ist dabei, zu berücksichtigen, dass man in den meisten Fällen von Erwerbsarbeit spricht.

So ist die Erwerbslosigkeit eher systembedingt. Zwar gibt es einen kleinen Teil von Arbeitslosen, die zu allen Zeiten in der Bundesrepublik Deutschland lieber sich vom Staat ernährten, doch der größte Teil definiert sein Dasein über seine Erwerbstätigkeit. Nun läuft seit mindestens einem Jahrzehnt, wenn nicht noch länger, eine Kampagne, die gezielt erwerbslose Menschen an den Rand der Gesellschaft drängt.

Während in der Arbeitswelt sich längst breit gemacht hat, das jeder ersetzbar ist, wird in den Betrieben, allen voran in der Industrie immer mehr darauf gesetzt, möglichst dumme Arbeitskräfte einzustellen. Schließlich ist der Markt groß, aus dem man sich bedienen kann. Und schließlich fehlt es überall an Arbeitskräften, insbesondere im öffentlichen Dienst.

Ob Polizisten, Krankenschwestern, Lehrer oder Feuerwehrleute, es gibt schließlich genug Arbeit! Dabei schlägt die Arbeitbelastung bei jedem Einzelnen immer härter zu. Besonders psychische Krankheiten breiten sich immer mehr aus, weil die Arbeitsbelastung immmer größer wird und von jedem Einzelnen immer mehr verlangt wird. Ist dieses Potenzial ausgeschöpft, wird dort, wo es möglich ist, Maschinenkraft eingesetzt und die ausgelaugten Arbeiter sehen sich auf der Straße wieder.

Damit schön weiter ein Bild des Sozialschmarotzers geschürt wird, treten Leute, wie Sarrazin, Clement und viele andere Politiker mit Sprüchen auf, die diese Kampagne befeuern. Die Kampagne ist auch keine Verschwörungstheorie, die man heraufbeschwören könnte, sie fusst vielmehr auf eben der Erkenntnis, dass es schlicht nicht genug Erwerbsarbeit gibt!

Der gute Deutsche Facharbeiter braucht sich auch nicht zu wundern, warum sein Reallohn immer weiter sinkt und die Arbeitsbedingungen immer schlechter werden. Will man doch gute Deutsche Wertarbeit, die weiterhin gut auf dem Weltmarkt bezahlt wird, zu Asiatischen Arbeitsbedingungen haben, wobei eben der Profit nur noch auf einer Seite steigt.

Es ist doch phenomenal, dass während der größten Krise in den USA der Dow Jones schon wieder die 10.000er Marke erreicht hat, während es eine stetig steigende Zahl von Massenarbeitslosigkeit dort gibt. Nicht viel anders sieht es in Deutschland aus. Während schon für das nächste Jahr wieder Aufschwünge prognostiziert werden, soll aber die Arbeitslosigkeit steigen! War hier in diesem Blog nicht auch vor Wochen schon zu lesen, dass die Konzerne die Krise nutzen werden, um überflüssige Arbeitsplätze abzubauen?

Es geht darum, dass immer mehr Menschen für die Arbeitsprozesse gar nicht mehr gebraucht werden, obwohl die Unternehmensgewinne weiter sprudeln. Diese Menschen, die so in Erwerbslosigkeit getrieben werden, sollen dabei auf billigste Art und Weise versorgt werden und damit sie nicht aufbegehren, verpackt man das ganze in eine solch zwielichtige Gesetzgebung, dass nicht nur der Deutsche Michel sich dem ergibt, sondern auch die Sachbearbeiter und Fallmanager kaum noch Durchblick haben. Durch Schikane werden die Betroffenen noch so eingeschüchtert und dadurch dass sie kaum Geld zum Überleben haben, zieht sich der größte Teil in seine eigenen vier, immer bescheidener werdenden Wände zurück.

Weil der Deutsche Michel sich eben über seine Erwerbstätigkeit und sein Einkommen definiert, verhält er sich zurückhaltend, weil er Angst um seinen Job hat. Schließlich stehen millionen Menschen vor der Tür, die ihn ersetzen können. Weiterbildung im Beruf, Fortbildung, wo es nötig ist, findet dabei kaum noch statt. Wenn junge Leute nicht gerade in Ausbildungszentren zu Floristen, Lagerarbeitern und Kosmetikerinnen ausgebildet werden, gibt es eine Reihe von jungen, gut auf dem neuesten Stand ausgebildeten Arbeitswilligen, die sofort als Ersatz für diejenigen dienen, die den Strukturen und Veränderungen nicht standhalten können.

Ein Sarrazin könnte sich sicherlich gut vorstellen, dass irgendwann nicht 20 Prozent, der Erwerbstätigen zu Hause sitzen, sondern 80 Prozent, auf die er dann schimpfen könnte und die von Polizei und Budneswehr gut bewacht ihr Dasein fristen, vermutlich abgespeist mit 500 Euro bedingungslosem Grundeinkommen!

Wenn man die Dinge so betrachtet, ist an der Arbeitslosigkeit nicht der Arbeitslose schuld, wie dem Michel ja all zu gerne verkauft wird, sondern eben dieses System. Es interessiert den Manager von heute nicht mehr, dass seine Ware möglichst lange verkauft wird und das es vor allem im eigenen Land auch eine Kaufkraft gibt, die sich noch etwas leisten kann, wie es früher die alten Kaufleute noch taten. Die Manager von heute suchen ständig nach neuen Konzepten und Entwicklungen, die sie verkaufen können und dabei interessiert sie nur noch der Weltmarkt und wie man schnell viel Geld machen kann.

Leider ist solch ein System auf Dauer nicht geeignet, eine Gesellschaft, wie die unsere, in der das Sozialstaatsprinzip durchs Grundgesetz verbrieft ist, zusammenzuhalten. Es braucht nicht viele Prozentpunkte an Erwerbslosen mehr, dass sich die Verhältnisse in unserem Land so destabilisieren, dass das viele Geld den Mächtigen und Reichen nicht mehr reicht, um ruhig in unserem land leben zu können.

Dieses neue Gesellschaftbild passt nicht zu unserem Land! Doch dazu passt, dass man gute Bildung für Masse vernachlässigt und nur noch Eliten fördert. Viele gut verdienende Eltern steigen darauf ein und schicken ihre Kinder auf Privatschulen, auf denen sie genau auf dieses neue Gesellschaftsbild des reinen Provitdenkens vorbereitet werden. Kultur, alte Kaufmannstraditionen, der Zusammenhalt in der Gesellschaft, Politikinteresse und die Tradition, weltweit das beste Ausbildungssystem gehabt zu haben, gehen durch eine ständige Internationalisierung von Standarts und nicht zuletzt durch Privatisierung, aufrund dieses Provitdenkens den Bach runter, was man gerne dann als Strukturwandel bezeichnet.

Schönen Tach noch...